Shanties & Forbitters
Lieder aus der Zeit der Tiefwassersegler
Quelle: Hugill, Shanties from the Seven Seas

Der erste Hinweis auf das Singen von Arbeitsliedern und die Existenz eines Vorsängers findet sich in dem Werk eines Dominikanermönchs, der 1493 auf einer Galeere nach Palästina segelte.
Die große Zeit der Tiefwassersegler fällt in die Zeit zwischen 1820 und 1875. Heute befahren nur noch wenige Groß-Segler, meist als Schulschiffe, wie z.B. die "Gorch Fock" für die Deutsche Marine, die Ozeane der Welt. Geblieben sind uns Erinnerungen an diese hohe Zeit der "Windjammer" durch Bücher wie Helmut Hankes "Seemann, Tod und Teufel" oder Durch Shanties.
Leben und Arbeit auf jenen Segelschiffen war nach heutigem Empfinden unvorstellbar hart. Eine eiserne Disziplin hielt die vielfach an Bord gepressten Matrosen als Besatzung zusammen.
Lange Seetörns und langes Warten auf Ladung im Hafen zermürbten die Männer. Trotz mechanischer Hilfen mussten jegliche Arbeiten an oder unter Deck mit Muskelkraft bewältigt werden. Kraft und Gleichtakt vieler Arme waren Vorbedingung für effektives Handeln. Um diesen gleichen Arbeitsrhythmus zu erreichen und um sich die "Knochenarbeit" zu erleichtern, wurde gesungen, nämlich Shanties.

Die Verbindung zur Arbeit bestimmte die charakteristische Form des Shanties: Ein stimmgewaltiger Vorsänger, der Shantyman, der Strophe für strophe "aussang"- den Text oft phantasievoll variierend-, und eine sangesfreudige Mannschaft, heute personifiziert durch den Männerchor.
Es gab für diese Lieder keine feste, gleich bleibende Form, und ein guter Shantyman konnte sich unendliche Variationen einfallen lassen. Die Crew antwortete im Chor auf den Vortrag des Vorsängers mit dem fast gleich bleibenden Refrain, der den Takt für die Arbeit angab. Die einzelnen Arbeitsvorgänge verlangten verschiedene Formen des Gesanges, und so unterscheidet man gemeinhin mehrere Gruppen:

* Neuauflage im Hinstorff Verlag GmbH,   ISBN 3356010718